Klimawandel fordert den Bodensee

Seit ihrer Gründung setzt sich die Internationale Gewässerschutzkommission für den Bodensee (IGKB) für ein übergeordnetes Ziel ein: Sie will den See als einzigartigen Lebensraum schützen. Wo die aktuellen Herausforderungen beim Schutz des Bodensees liegen, zeigte sich an der 70. Kommissionstagung der IGKB, die am 14. Mai 2024 in Überlingen stattfand. Drei zentrale Themen prägten die diesjährige Zusammenkunft der Anrainerstaaten: der Klimawandel, die thermische Nutzung des Bodensees und invasive Arten.

Dass sich der Klimawandel auch in unseren Breiten bemerkbar macht, ist offensichtlich. Er zählt mittlerweile zu den großen Einflussfaktoren des Ökosystems Bodensee. Noch aber ist wenig über die Folgen des Wandels bekannt zum Beispiel auf die Nahrungsnetze. Die Veränderungen, so beobachten Fachleute, machen sich viel schneller bemerkbar als ursprünglich gedacht. Deshalb fehlen Vorhersagen darüber, was im Bodensee in den nächsten 10 bis 20 Jahren unter Berücksichtigung von invasiven Arten und Klimawandel geschehen wird. Solche Prognosen soll ein neues groß angelegtes Forschungsvorhaben liefern, das von INTERREG als Leuchtturmprojekt gefördert wird. Es nennt sich «SeeWandel-Klima: Modellierung der Folgen von Klimawandel und Neobiota für den Bodensee».

Sehr hohe Wasserstände im letzten Winter

Dass sich extreme Wetterbedingungen aufgrund des Klimawandels häufen, machten 2023 die hohen Wasserstände des Sees deutlich.

 Gleich zwei Rekorde gab es im vergangenen Jahr zu verzeichnen: Noch nie war der Pegel im Sommer innerhalb kurzer Zeit so schnell angestiegen wie Ende August 2023. Zudem wurden die bisherigen Rekordpegelwerte für den Monat Dezember überschritten. Grund für den ungewöhnlich raschen Pegelanstieg im Sommer waren die Niederschläge, die ab dem 25. August ein sogenanntes Genuatief über dem Einzugsgebiet des Bodensees abregnen ließ. Das führte in manchen Bächen und Flüssen zu Wasserabflüssen, wie sie nur alle fünf bis zehn Jahre vorkommen. Die sehr großen Niederschlagssummen im November führten dann zu den Rekordpegelwerten im Dezember. Aktuell liegen die Wasserstände bei 374 cm, das sind 15 cm über dem langjährigen Mittelwert an diesem Tag, aber immer noch rund 2 Meter unter den maximalen Höchstständen im Sommer.

Warmer Winter führt zu schlechter Durchmischung des Sees

Der warme vergangene Winter führte im Frühjahr 2024 zu einer schlechten Durchmischung des Sees, was Folgen für die Sauerstoffwerte des Wassers hat. Noch sind diese gut, aber die künftige Entwicklung ist nicht absehbar. Um so wichtiger ist es deshalb, alle Gewässerschutzmaßnahmen aufrechtzuerhalten, denn nur ein gesunder und damit resilienter See kann mit den Folgen des Klimawandels fertigwerden.

Thermische Nutzung des Bodensees als alternative Energiequelle

Der Kampf gegen den Klimawandel verlangt nach alternativer Energienutzung. Vor diesem Hintergrund wird der Bodensee als mögliche Energiequelle immer stärker zum Thema. Mit thermischer Seewassernutzung lassen sich in Seenähe gelegene Privathaushalte, Industrieanlagen und öffentliche Gebäude klimafreundlich, günstig und nachhaltig heizen. Dazu wird das Seewasser von einer Wärmepumpe genutzt. Die IGKB sieht diese Entwicklung grundsätzlich positiv. Sie steht der Nutzung des energetischen Potentials des Bodenseewassers zur nachhaltigen Energiegewinnung offen gegenüber. Allerdings hat der Schutz der Ufer- und Flachwasserzone gemäß den Bodensee-Richtlinien der IGKB absoluten Vorrang. Im Vordergrund steht aus diesen Überlegungen eine möglichst effiziente Nutzung des thermischen Potentials des Bodensees. Angestrebt werden soll der Betrieb von gemeinsamen Anlagen im Verbund.

Bei der Planung solcher Anlagen gilt es nicht zuletzt, der vermehrten Präsenz der Quagga-Muschel im Bodensee Rechnung zu tragen, ein Eindringling, mit dem man auch in Zukunft leben müssen wird. Bereits heute verursacht die Quagga Probleme in technischen Anlagen. So lagert sie sich unter anderem in den Installationen der Seewasserwerke ab. Bei Anlagen zur thermischer Seewassernutzung ist deshalb zu beachten, dass sich Rohre möglichst einfach von Muschelablagerungen reinigen lassen.

Bootsreinigung als sehr wichtige Maßnahme gegen die Verbreitung von gebietsfremden Arten

Gebietsfremde Tier- und Pflanzenarten waren ein weiteres Thema der Kommissionstagung. Insbesondere die sich invasiv ausbreitende Quagga-Muschel bereitet den Gewässerschützern nach wie vor Sorge. Ihre Verschleppung in andere Seen muss vermieden werden. Deshalb appelliert die IGKB weiterhin dringend an alle Hafenbetreiber, die nötigen Vorsichtsmaßnahmen zur Reinigung von Booten zu treffen, die in andere Seen transportiert oder aus anderen Seen in den Bodensee eingesetzt werden.

Internationale Gewässerschutzkommission für den Bodensee - IGKB

Seit 1959 arbeiten rund um den Bodensee die Länder und Kantone (Baden-Württemberg, Bayern, Schweiz und Österreich) in der Internationalen Gewässerschutzkommission für den Bodensee IGKB zusammen. Wichtigstes Ziel ist die Reinhaltung des Sees, die laufende Überwachung und die nachhaltige Entwicklung der vielfältigen Pflanzen- und Tierwelt.

Weitere Informationen:

www.igkb.org

Ansprechpersonen

Vorsitzender der Kommission und Delegationsleiter Österreich:

Dr. Gernot Längle
Bezirkshauptmannschaft Bregenz
Tel.: +43 5574 4951-52000
E-Mail: gernot.laengle@vorarlberg.at

Delegationsleiter Bayern:

Prof. Dr.-Ing. Martin Grambow
Bayer. Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz, München
Tel.: +49 (89) 9214 4300
E-Mail: martin.grambow@stmuv.bayern.de

Delegationsleiterin Baden-Württemberg:

Elke Rosport
Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg
Tel.: +49 (711) 126 1500
E-Mail: elke.rosport@um.bwl.de

Delegationsleiter Schweiz:

Dr. Stephan Müller
Bundesamt für Umwelt, Bern
Tel.: +41 (58) 462-9320
E-Mail: stephan.mueller@bafu.admin.ch