Spurenstoffe

Was sind anthropogene Spurenstoffe?

Anthropogene Spurenstoffe bezeichnen Stoffe in sehr geringen Konzentrationen, deren vorkommen im Gewässer vom Menschen direkt oder indirekt verursacht wird. Spurenstoffe, auch Mikroverunreinigungen genannt, sind fester Bestandteil unserer Gesellschaft und kommen aus praktisch allen Bereichen der menschlichen Aktivitäten. Sie können beispielsweise bei der industriellen Produktion oder Verbrennungsprozessen freigesetzt werden oder bei Gebrauch von Stoffen (z. B. Pflanzenschutzmittel) bzw. Produkten, die diese Stoffe enthalten (z. B. Baumaterialien mit Bioziden) in die Umwelt emittiert werden. Sie gelangen über direkte Anwendung wie etwa bei Pflanzenschutzmitteln, über das Abwasser (z. B. Medikamente, Reinigungsmittel) oder auch über die Luft und den Niederschlag in Flüsse und Seen.

Einige langlebige Stoffe können sich in Lebewesen anreichern (Bioakkumulation) und dort toxisch wirken. Auch wenn - wie für einige Stoffe bereits geschehen - die Herstellung und Verwendung bereits verboten wurde, können solche Substanzen wegen ihrer Stabilität (Persistenz) auch langfristig noch in der Umwelt nachgewiesen werden. Einige dieser anthropogenen Stoffe sind inzwischen ubiquitär verbreitet, selbst in der Antarktis oder in abgelegenen Hochgebirgsseen. Sie finden sich deshalb auch im Bodensee.

 

Anthropogene Spurenstoffe im Bodensee und seinen Zuflüssen

Eine erste umfangreiche Bestandsaufnahme fand 2008 statt, bei der das Freiwasser des Bodensees auf über 600 Einzelstoffe untersucht wurde, von denen 62 in mindestens einer Probe nachgewiesen werden konnten. 2009 folgte daran anlehnend die Untersuchung der 12 größten Bodenseezuflüsse.

In den Zuflüssen des Bodensees wurden von den Anrainern in den Jahren zuvor bereits zahlreiche Untersuchungen zu anthropogenen Spurenstoffen durchgeführt. Bei diesen nationalen Zuflussuntersuchungen konnten vor allem Pestizide häufig nachgewiesen werden. Die IGKB Untersuchung der Bodenseezuflüsse im Jahr 2009 beschränkte sich daher auf 70 Substanzen und orientierte sich im Wesentlichen an den Befunden der Seewasseruntersuchung im Jahr 2008.

2015 wurde eine erneute Untersuchung durchgeführt, wobei sowohl das Freiwasser als auch die 13 größten Zuflüsse auf die 35 Einzelstoffe untersucht wurden, die 2008 als relevant eingestuft worden waren. Die durchweg niedrigen gemessenen Konzentrationen im Freiwasser des Bodensees sprechen - abgesehen von einigen ubiquitären Stoffen - für einen guten chemischen Zustand.

Im Freiwasser liegen die Konzentrationen für die gezeigten Substanzen auf jeweils ähnlichem Niveau. Acesulfam zeigt dabei die höchsten mittleren Konzentrationen, gefolgt von Metformin und Benzotriazol bis hin zu sehr niedrigen mittleren Konzentrationen an Perfluoroctansulfonat (PFOS). Im Vergleich dazu zeigen die Zuflüsse erwartungsgemäß eine höhere Varianz. Aufgrund der Verdünnung im See werden in den Zuflüssen höhere Konzentrationen erreicht. Fließgewässer mit geringer Abwasserbelastung oder aber hohe Wasserführung (Verdünnung) weisen auffällig tiefe Konzentrationen auf.

Die positive Wirkung von Gewässerschutzmaßnahmen wird bei zwei Zuflüssen bestätigt. Bei der Schussen wurde die Abwasserreinigungsanlage (ARA) mit einer Spurenstoffbehandlung erweitert, bei der Steinach die ARA-Einleitung aufgehoben.

Abschließend kann man festhalten, dass die Bestandsaufnahme 2019 die Ergebnisse der Untersuchungen 2008/2009 und 2015 bestätigen. Die durchweg niedrigen Konzentrationen an Spurenstoffen im Freiwasser des Bodensees sprechen weiterhin für eine einwandfreie Wasserqualität. Nationale und internationale Grenzwerte, EU-Umweltqualitätsnormen und weitere Qualitätskriterien werden weitgehend eingehalten. Ausnahmen bilden die Verbindung PFOS, deren Anwendung weitestgehend verboten ist sowie in wenigen Proben das Schmerzmittel Diclofenac.


Themenkarte Spurenstoffe

Karte Spurenstoffuntersuchungen 2019
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