Der Bodensee wird mit invasiven Arten leben müssen

Die IGKB diskutierte bei ihrer jährlichen Zusammenkunft neue Herausforderungen, mit denen sich der Gewässerschutz am Bodensee konfrontiert sieht: Von den Auswirkungen der Spurenstoffe bis hin zu jenen des Klimawandels und gebietsfremder invasiver Arten.

Die Wasserqualität des Bodensees ist generell gut. Dieses Fazit hat die Internationale Gewässerschutzkommission für den Bodensee (IGKB) auf ihrer virtuell durchgeführten Kommissionstagung vom 10. und 11. Mai 2021 gezogen. Bei ihrem jährlichen Treffen besprachen die IGKB-Vertreterinnen und -Vertreter auch eine gemeinsame Strategie, um Spurenstoffe, die eine Gefahr für die gute Wasserqualität darstellen, im See und in den Gewässern in seinem Einzugsgebiet zu reduzieren. Zu den Spurenstoffen gehören beispielsweise Rückstände von Medikamenten, Chemikalien aus der Industrie sowie Pestizide aus der Landwirtschaft. «In den Diskussionen wurde immer wieder betont», sagt der Kommissionsvorsitzende Stephan Müller, «dass sich die Anliegerstaaten auch künftig über die Grenzen hinweg für einen möglichst naturnahen Bodensee einsetzen werden.»

Quagga-Muschel und Stichling gefährden das ökologische Gleichgewicht

Ein wichtiges Thema für den Bodensee, über das sich die Kommissionvertreterinnen und –vertreter informierten, sind auch invasive gebietsfremde Arten (Neozoen). Die beiden zugewanderten Tierarten, die sich am stärksten auf das ökologische Gleichgewicht des Sees auswirken, sind die Quagga-Muschel und der Stichling. Die Quagga-Muschel wurde erstmals 2016 im Bodensee nachgewiesen. Mittlerweile sei sie auch an seinen tiefsten Stellen anzutreffen, erklärten Forschende, die sich im Rahmen des Projekts «SeeWandel» mit den Auswirkungen von invasiven Arten im Bodensee befassen. Verlaufe die Entwicklung ähnlich wie an vergleichbaren Seen in den USA, werde die Quagga-Muschel innert kurzer Zeit den gesamten See besiedelt haben.

Eine Quagga-Muschel kann bis zu einem Liter Wasser pro Tag filtern. Dadurch verändert sie den Fluss von Nährstoffen im See und kann als Konkurrent um Futter das Vorkommen von pflanzlichen und tierischen Plankton reduzieren. Als Folge davon kann sich das gesamte Nahrungsnetz im See verändern. Invasive gebietsfremde Arten können sich auch durch Fraßdruck oder das Einschleppen von Krankheiten negativ auf die einheimische Flora und Fauna auswirken und so einheimische Spezialisten verdrängen. Neozoen sind einer der wichtigsten Treiber des Biodiversitätsverlustes weltweit. Invasive Arten wie die Quagga-Muschel können auch hohe ökonomische Schäden verursachen. Im Bodensee stellt die Muschel unter anderem ein Problem für die Trinkwasserversorgung dar, da sie Wasserfassungen besiedelt und Saugrohre verstopft. Als Folge müssen diese dann aufwändig gereinigt werden. Laut Auskunft des Zweckverbands Bodensee-Wasserversorgung hat die Quagga-Muschel bis heute Kosten in Höhe von «mehreren Millionen Euro» verursacht. Der Kampf gegen die Quagga-Muschel spielt auch im mehrere hundert Millionen Euro teuren Projekt «Zukunftsquelle» eine wichtige Rolle, das die Trinkwasserversorgung mit Wasser aus dem Bodensee für die nächsten Jahrzehnte sicherstellen soll.

Sensibilisierungskampagne wird weitergeführt

Dank des laufenden Forschungsprojekts «SeeWandel», das die IGKB mitinitiierte, sollen die Auswirkungen von Quagga-Muscheln und anderen Veränderungen wie dem Klimawandel auf das ökologische Gefüge im See zukünftig besser verstanden werden. Wenn sich invasive gebietsfremde Arten einmal in einem Gewässer verbreitet haben, verschwinden sie nicht mehr. Darüber ist sich die Forschung jetzt schon einig. «Invasive Arten wie die Quagga-Muschel werden die IGKB deshalb auch in Zukunft beschäftigen», erklärt Stephan Müller. Die Kommission hat denn auch beschlossen, das Neozoen-Monitoring weiterzuführen. Zudem arbeitet sie daran, das Basis-Monitoring des Bodensees an neue Herausforderungen wie den Klimawandel anzupassen. Ebenfalls weitergeführt wird die Sensibilisierungskampagne, die insbesondere Wassersportlerinnen und -sportler auf die Risiken aufmerksam macht, die von invasiven Arten wie der Quagga-Muschel ausgeht. Die zentrale Botschaft: Die Verbreitung dieser Arten in andere Seen muss unbedingt gestoppt werden. Deshalb gilt es, Wasserfahrzeuge oder die Taucherausrüstung vor dem Wechsel in ein anderes Gewässer unbedingt gründlich zu reinigen und vollständig trocknen zu lassen.

Weitere Informationen:

www.igkb.org

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Ansprechpersonen

Vorsitzender der Kommission und Delegationsleiter Schweiz:

Dr. Stephan R. Müller
Bundesamt für Umwelt, Bern
Tel.: +41 (58) 462 93 20
E-Mail: stephan.mueller@bafu.admin.ch

Delegationsleiterin Baden-Württemberg:

Elke Rosport
Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg
Tel.: +49 (711) 126 1500
E-Mail: elke.rosport@um.bwl.de

Delegationsleiter Österreich:

Dr. Elmar Zech
Bezirkshauptmannschaft Bregenz, Bregenz
Tel.: +43 (5574) 4951 52000
E-Mail: elmar.zech@vorarlberg.at

Delegationsleiter Bayern:

Prof. Dr.-Ing. Martin Grambow
Bayer. Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz, München
Tel.: +49 (89) 9214 4300
E-Mail: martin.grambow@stmuv.bayern.de