Die rasch fortschreitende Erwärmung unseres Planeten setzt auch den Bodensee auf vielfältige Weise unter Stress. Die Internationale Gewässerschutzkommission für den Bodensee arbeitet intensiv daran, die Folgen bestmöglich abzumildern.
Den Klimawandel meistern
Höhere Wassertemperaturen im See, weniger Wasserzufluss aus dem alpinen Einzugsgebiet im Sommer, Hochwasser nach massiven Regenfällen, niedrige Wasserstände bei anhaltender Trockenheit: der Klimawandel stellt das Ökosystem des Bodensees vor ganz neue Herausforderungen. Hinzu kommt der steigende Nutzungsdruck wie beispielsweise ein hoher Wasserbedarf in Dürreperioden oder die Nutzung des Seewassers zur Kühlung. Die Internationale Gewässerschutzkommission für den Bodensee (IGKB) hat es sich zur Aufgabe gemacht, diese Entwicklungen genau zu verfolgen und den See für solche Herausforderungen so gut wie möglich vorzubereiten. Dazu hat sie jetzt die laufenden Aktivitäten zum Schutz der Gewässer im Hinblick auf den Klimawandel in einem umfangreichen Workshop mit externen Fachleuten überprüft und den künftigen Handlungsbedarf bei Anpassungsmaßnahmen in der Wasserwirtschaft konkretisiert.
Bereits in der Vergangenheit haben sich zahlreiche Forschungsprojekte und Aktionsprogramme – vor allem das Projekt „Klimawandel am Bodensee (KLIMBO)“ unter Federführung der IGKB – mit den Folgen des Klimawandels auf den Bodensee beschäftigt. Auch die Widerstandskraft und Anpassungsfähigkeit der Gewässer und der Wasserressourcen ist ein wichtiges Thema. Und diese Resilienz ist bei den vielfältigen Auswirkungen des Klimawandels sehr gefragt. So ändert sich zum Beispiel derzeit das Wasserregime des Bodensees: tendenziell mehr Wasser im Winter und Frühjahr, weil weniger Schnee in den Alpen liegen bleibt und der Schnee früher schmilzt, dafür aber weniger Wasser im Sommer. Der Klimawandel verändert das bisherige Ökosystem des Sees. Zusammen mit dem Einfluss von neu eingewanderten Tierarten wie der Quagga Muschel und dem Stichling kann es zu Verschiebungen im Nahrungsnetz kommen, deren Auswirkungen noch nicht absehbar sind.
Der IGKB-Vorsitzende Martin Grambow sieht den Klimawandel als wichtigen Bestandteil einer noch größeren Entwicklung, nämlich des Anthropozäns, also des Erdzeitalters des Menschen: „In einer Zeit der radikalen Veränderungen, Systembrüche und Unstetigkeiten müssen wir genau hinschauen und unsere Prognosen in Frage stellen.“ Doch er hat auch eine gute Botschaft parat: „Wir sind den in vielen Bereichen unerfreulichen Entwicklungen nicht passiv ausgeliefert, wir können etwas tun.“
So hat sich die IGKB für ihre nächste Kommissionstagung zum Ziel gesetzt, die bestehenden Modellierungen über die künftige Entwicklung des Sees zu vertiefen und noch besser an den Klimawandel auszurichten. Um hier die komplexen Zusammenhänge erkennen zu können, ist allerdings fundiertes Wissen unerlässlich. Dies erfordert ein umfassendes Monitoring des gesamten Bodensees, das auch den wichtigen Lebensraum der Uferwasser- und Flachwasserzone beinhaltet.
Dazu gehört auch die Frage, wie sich die verschiedenen Nutzungen des Sees im Zuge des Klimawandels verändern, etwa im Hinblick auf Naherholung und Tourismus, Landwirtschaft und Bewirtschaftung der Speicherseen in den Alpen zur Energiegewinnung. Und es geht darum, wie viel Wasser dem See künftig noch entnommen werden darf. Für die Uferzone bringt der Klimawandel ebenfalls Veränderungen mit sich. Diese können durchaus konfliktbeladen sein, zum Beispiel, wenn wegen der immer niedrigeren Wasserstände im Sommer der Ruf nach dem Ausbau oder sogar nach neuen Standorten für Stege und Hafenanlagen lauter wird. Solche Vorhaben müssen hinsichtlich ihrer möglichen Auswirkungen auf die Lebensgemeinschaften und das Ökosystem See kritisch begleitet werden, was eine gute Wissensgrundlage und ein dauerhaftes Monitoring voraussetzt.
Weitere Informationen:
Ansprechpersonen
Vorsitzender der Kommission und Delegationsleiter Bayern:
Prof. Dr.-Ing. Martin Grambow
Bayer. Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz, München
Tel.: +49 (89) 9214 4300
E-Mail: martin.grambow@stmuv.bayern.de
Delegationsleiterin Baden-Württemberg:
Elke Rosport
Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg
Tel.: +49 (711) 126 1500
E-Mail: elke.rosport@um.bwl.de
Delegationsleiter Österreich:
Dr. Gernot Längle
Bezirkshauptmannschaft Bregenz
Tel.: +43 5574 4951-52000
E-Mail: gernot.laengle@vorarlberg.at
Delegationsleiter Schweiz:
Dr. Stephan Müller
Bundesamt für Umwelt, Bern
Tel.: +41 (58) 462-9320
E-Mail: stephan.mueller@bafu.admin.ch